Baumwolle (Gossypieae) ist eine der ältesten Kulturpflanzen mit mehreren Dutzend Arten, von denen 4 in großem Stil als dominante Grundlage für Textilgewebe kultiviert werden. Zwar wurde Baumwolle in der weltweiten Nachfrage im Jahr 2002 von Kunstfasern (Polyester) überholt und auf den zweiten Rang als Faser-Lieferant verdrängt, Produktion und Nachfrage steigen aber weiterhin stetig. Weltweit werden über 25Mio Tonnen im Jahr auf einer Anbaufläche von ca. 30Mio Hektar produziert. Die Anbaufläche verbleibt dabei seit Jahrzehnten vergleichsweise konstant, Zuwachs erfolgt über Ertragssteigerung.
Als Richtwert kann man einen durchschnittlichen Ernteertrag von ca. 3 Tonnen pro Hektar annehmen. Die Baumwollfrucht, eine Kapsel, die zur Blütezeit mit dem watteartigen Inhalt aufspringt wird einjährig kultiviert und i.d.R. nicht mehr von Hand gepflückt, das geschieht heute meist durch sogenannte Baumwolle-Ernter. Nach der Abtrennung der Baumwollfasern (Samenhaare) von Samen, anderen Pflanzenbestandteilen und Fremdkörpern (Entkörnung), verbleibt ca. 1/3 der Erntemasse. Eine Tonne nutzbare Baumwolle pro Hektar stellt somit einen passenden Schätzwert dar. Die Baumwoll-Fasern werden zu Ballen gepresst und z. B. in einer Spinnerei weiterverarbeitet. Baumwollballen werden zum Transport in Jute- oder Kunststoffgewebe eingeschlagen und mit Bandstahl oder Draht umreift. Die Masse der Handelsware wird in Baumwollballen bemessen, ein Normballen wiegt dabei 480 Pfund mithin ca. 218 kg.
Die wichtigsten Anbauländer von Baumwolle sind China, Indien, die USA, Brasilien, Pakistan und Usbekistan. Die Qualität von Baumwollfasern wird im Wesentlichen an der Länge der Faser, der sogenannten Stapellänge bemessen. Diese reicht je nach Art von unter 20 bis 50mm. Klassifiziert wird kurzstapelige Baumwolle < 25 mm, mittelstapelige Baumwolle 25-35 mm und langstapelige Baumwolle > 35 mm. Weitere Kriterien sind Faserfestigkeit, Faserfeinheit, Farbe, Reinheit und Reifegrad. Baumwolle besteht zu ca.90% aus Zellulose, 8-10% Wasser sowie Pektine (Zucker), Wachse, Fette und Mineralstoffe.
Von den 4 intensiv angebauten Baumwollarten entfällt der größte Anteil von ca. 90% auf Hochland- oder Upland-Baumwolle (Gossypium hirsutum), welche vermutlich aus Mexiko stammt und weltweit in den Tropen und Subtropen angebaut wird. Gleiches gilt auch für die hochwertigste Art Sea-Island Baumwolle (Gossypium barbadense), hochwertig aufgrund einer Faserlänge von mindestens 32mm bis zu 50mm (ELS ExtraLangStapel) mit etwa 8% Anteil an der weltweiten Kultivierung. Sea-Island wir auch als Ägyptische, als Giza- oder Pima-Baumwolle gehandelt. Hochland-Baumwolle liefert eine kürzere Faserlänge von ca. 25-30mm.
Tree Cotton (Gossypium arboreum) stammt aus dem tropischen Asien und wird vorwiegend dort und in Afrika angebaut. Tree Cotton liefert kurze Fasern in einer Stapellänge von üblicherweise unter 20mm. Levante-Baumwolle (Gossypium herbaceum) repräsentiert wahrscheinlich die historischste der Baumwollpflanzen auf denen sich im frühen Mitteleuropa die Segeltuchproduktion (Baumwolle und Hanf) gründete. Levante bezieht sich dabei auf den Nahen Osten bzw. auf das Morgenland, wo die Pflanze heute noch heimisch ist, das aber auch in Indien und China. Levante-Baumwolle liefert kurze, grobe Fasern und wird heute daher als minderwertiger gehandelt. Tree Cotton und Levante-Baumwolle machen zusammen etwa zwei Prozent der Weltproduktion aus.
Die Samen von Baumwolle zählen zu den Ölsaaten, daraus gepresstes Baumwollsamenöl wird als Pflanzenöl verwendet, bei der Extraktion verbleibende Schrote als Viehfutter. Wesentliche Verbreitung in Baumwolle-produzierenden Ländern, beispielsweise in den USA von Erdnussbutter bis Kosmetik. Z. B. in Tadschikistan beträgt der Marktanteil an Speiseölen über 30%.
Werthaltigkeit, Transport und Gefahren
Besonders kritisch sind Wasseraufnahme und Brandgefahr. Baumwolle ist stark hygroskopisch, selbst mit einem Wassergehalt von 20% fühlt sich Baumwolle nicht feucht an, kann dadurch verrotten und aufquellen. 10% Wasseraufnahme heißt ca. 10% weniger Baumwolle. Die Baumwollfaser besitzt einen sauerstoffreichen Hohlraum (Lumen) und kann Verbrennungsgase absorbieren. Durch die dichte Packung der Ballen sind daher Schwelbrände möglich, die lange Zeit, Tage oder Wochen, nicht entdeckt werden.
Baumwollballen können in Standard-Containern transportiert werden, das möglichst bei einer Temperatur < 25°C und trockener Raumluft. Das Staumaß beträgt je nach Ballenpressung und Feuchtegehalt 350-700kg/m³. Lichteinfall ist zu vermeiden. Baumwolle ist unbeständig gegen Bakterienkorrosion und Schimmel. Insekten können die Baumwolle bereits vor dem Transport befallen haben. Auch hier gilt – so wenig Licht und so wenig Temperatur wie möglich. Es gibt Hochrechnungen, nach denen bis zu 50% der Baumwollproduktion durch Parasiten und Krankheiten vernichtet werden.
Handelspreise